Was bleibt nach der WM?
12.06.2015
Kommentar:
Natürlich – es gibt einen neuen Weltmeister – und der heißt wieder Japan. Der Vizeweltmeister heißt Korea. Bei den Frauen so wie bei den Männern, im Einzel- oder im Mannschaftswettbewerb – die Profis haben die Sache unter sich ausgemacht. Es mag daran liegen, dass die beiden Favoriten aufgrund der Auslosungen nicht vor den Finals aufeinander treffen konnten, doch auf Augenhöhe konnte ihnen keiner begegnen. Über den Kampfgeistpreis für Safiyah Fadai und das Erreichen des Viertelfinales der deutschen Frauenmannschaft dürfen wir uns sehr freuen. Doch sonst hatte das deutsche Kendo wenig mit dem Ausgang des Turniers zu tun, trotz des aufopfernden Einsatzes für den sich das Team unseren Respekt und unseren Dank verdient hat. Dieses Schicksal teilte das DKenB-Team mit den meisten europäischen Mannschaften. Allein die ungarischen Männer haben sich bis ins Halbfinale der WM vorkämpfen können. Eine tolle Leistung, die von den mitgereisten Fans aus Europa auch gebührend gefeiert wurde. Eine großartige Anerkennung der Leistungen um den Kendo-Sport erfuhren auch die Kampfrichter aus Deutschland. Der DKenb durfte als einziger europäischer Verband gleich drei Schiedsrichter nach Japan entsenden. Neben Ralph Lehmann und Paul-Otto Forstreuter war Uwe Kumpf durch den japanischen Kendo-Verband eingeladen, um über die Punktevergabe zu entscheiden. Das ist ein großer Beweis der Wertschätzung, kann aber nicht darüber hinwegtrösten, dass es keine Chancengleichheit im internationalen Vergleich gibt. Länder in denen es keine Förderung des Kendo-Sports gibt – abgesehen von großen Nationen wie USA und Brasilien – haben auf lange Sicht keine reelle Chance, auf vordere Plätze bei Weltmeisterschaften. Nur wenn Kendo olympisch würde, wäre es möglich, dass sich diese Sportart in den Fokus des öffentlichen Interesses bewegt. Damit könnte Kendo auch in Europa auf eine neue, breitere Basis gestellt werden, die nötig wäre, um aus der Statistenrolle im internationalen Vergleich herauszutreten und den Profis aus Korea und Japan die Stirn zu bieten. Der Koreanische Verband fordert dies seit Langem. Wie sich Kendo als olympische Disziplin allerdings entwickeln würde, ist kaum abzusehen. Eine Veränderung des Sports, wie sie beim Judo zu beobachten war, gilt dem japanischen Verband als Argument, diese Bestrebungen bisher abzulehnen. Doch es scheint eine Veränderung nötig. Denn auch in Japan verliert der traditionelle Sport Anhänger. Lieber wird beim Baseball oder beim Fußball mitgefiebert. Vielen jungen Japanern ist Kendo zu streng und zu verstaubt. Damit droht selbst dem Mutterland des Kendo der Nachwuchs auszugehen. Eines Tages sind dann die WM-Titel nicht mehr garantiert. Darüber muss nachgedacht werden.
Claus Tantzen
Eine Bildergalerie zur WKC findet ihr auf der Facebook-Seite des DKenB.